Köln,den 11.4.2006

An die Fraktion der Kölner Grünen

Guten Morgen,

der Artikel "Legenden um den Barmer Block"von Jörg Frank im Rathaus Ratlos Nr
174, April 2006 reizt mich zum energischen Widerspruch.

Ich muss Euch vorwerfen, dass Ihr eine verzerrte Wahrnehmung der Ereignisse im Barmer Viertel habt.

1. Es waren nicht hauptsächlich SSM-ler, die die Besetzung durchführten!
Der SSM hat eine gute Öffentlichkeitsarbeit gemacht, die HausbesetzerInnen
zeichnen sich allerdings durch eine heterogene Zusammensetzung aus.
(Seltsamerweise erwähnt ihr nicht einmal den SSK, die sich sehr im HAus
engagieren der beispielsweise schon seit einer Woche einen Gebrauchtmöbel- und
Trödelladen im ehemaligen Konsumgenossenschaftsladen Deutz-MülheimerStr./ Ecke
Barmer Straße dreimal in der Woche betreiben, auch das Soziale Zentrum fällt für
Euch völlig flach; besonders deren Umsonstladen nützt den Menschen in Zeiten
von Hartz IV enorm!)

2. Es findet mit einem Abriss selbstverständlich eine große
Wohnraumvernichtung statt und zwar von bezahlbarem und günstigem Wohnraum
Dass mit den über 500 Wohnungen neuer Wohnraum für die ehemaligen
BewohnerInnen geschaffen wurde, ist ein schlechter Ausgleich für den Verlust eines
jahrelangen guten Wohnumfeldes und das mindeste an Entschädigung, seitens der Stadt,
denn die meisten wären nie freiwillig ausgezogen. Warum sonst wohnten den
sehr viele Genossenschaftsmitglieder über 10 Jahre in den Wohnungen?

...
4. Was im Barmer Viertel geschieht, ist genau das, was die Grünen
jahrzehntelang gewollt, gefördert und unterstützt haben:
(Klein)Kulturelles Leben (Filme, Autorenlesung, eine Vernissage,
Sprayerkunst), Selbstorganisation, Platz und Raum für ausgegrenzte Minderheiten, Bäume
vor der Vernichtung zu retten etc.
Es gab und gibt eine enorme Kreativität in und um die Häuser.

Aber jetzt seid Ihr nicht bereit, Euch hinter die Menschen und deren Arbeit
zu stellen.Ich hätte gedacht, dass Ihr Euch auch Gedanken über die Menschen im
Haus macht und konkrete Hilfsangebote von euch kommen würden!!
...
Ich frage euch als langjährige Grünwählerin: Wo steht Ihr eigentlich??
Denkt Ihr eigentlich an die Menschen, denen es nicht so gut geht wie Euch
anscheinend??
Wollt Ihr keine Kleinkunst mehr, keine soziale Arbeit mit Benachteiligten,
keinen Naturschutz??
... ..
Grüße,
Christa Schliebs