Kölnische Rundschau, 07.03.06

Deutzer Millionengrab?

VON CHRISTIAN DEPPE "Damals hat man in Köln in anderen Dimensionen gedacht: London, Paris, Tokio, das waren die Vorbilder", erinnert sich Uwe Neuhaus vom Kölner Erbbauverein an die hochfliegenden Pläne zur Entwicklung des Areals rund um den Deutzer Bahnhof. Viel blieb davon nicht, vor allem das Barmer Viertel wartet auf bessere Zeiten. 65 Millionen Euro hat die Stadt investiert, um dort mit einer anspruchsvollen Bebauung neue Akzente im Stadtbild zu setzen. Nun haben sich zunächst einmal Hausbesetzer in den leer stehenden Gebäude breit gemacht. Und dass sich die investierten Kosten je amortisieren werden, scheint fraglich.

Eine Fläche etwa in Höhe, aber größer noch als der gesamte Block mit 260 Wohnungen zwischen Deutz-Mülheimer, Barmer sowie Lenneper Straße hat die Stadt der "Deutsche Immobilien Projektentwicklungs- und Baubetreuungs mbH" für gerade einmal 16,5 Millionen Euro zum Kauf angeboten. Der Liegenschaftsausschuss hat dem erst einmal einen Riegel vorgeschoben. Dennoch: Wenn für ein so großes Grundstück in dieser strategisch wichtigen Lage ein solcher Preis angesetzt wird, woher sollen dann eigentlich die übrigen Millionen kommen, fragen Skeptiker.

Bürgerinitiative stellte Strafanzeige

FDP-Fraktionschef Ralph Sterck fürchtet denn auch, die Stadt steuere einem Verlust in zweistelliger Millionenhöhe entgegen. Auch Barbara Moritz (Grüne) zweifelt, "ob wir wieder rausbekommen, was wir reingesteckt haben". Dennoch sei die Investition richtig und zur damaligen Zeit auch in der Höhe angemessen gewesen. "Wir gingen davon aus, den nördlichen Teil des Viertels für den Messe-Masterplan und den Ausbau des ICE-Terminals zu brauchen." Und der Erbbauverein war nur zum Verkauf des ganzen Areals bereit. Dass sich alles anders entwickeln würde, der Bahnhofs-Ausbau auf Eis gelegt und der Bau des Kongresszentrum heute ebenso in den Sternen steht, habe niemand ahnen können.

Eine Initiative gegen den Abriss der Wohnhäuser hat Strafanzeige gegen die Stadt wegen Verdachts der Veruntreuung kommunaler Haushaltsmittel gestellt. Sie glaubt, dass etwa der Erlös aus dem Verkauf der 260 Wohnungen über 16,5 Millionen Euro liegen müsse. Stadt und Politik bezweifeln das nicht nur angesichts des hohen Sanierungsbedarfs und sehen das Viertel nach wie vor als Gewerbestandort. "Wir brauchen ein ganz neues Konzept für dieses Areal", sagt Eva Bürgermeister (SPD). Und Karl Jürgen Klipper (CDU) ergänzt: "Erst dann werden wir einzelne Grundstücke verkaufen."

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